Unter Target Costing oder Zielkostenrechnung verstehen wir ein kunden- und marktorientiertes Kostenverfahren, das sich im Wesentlichen aus drei Bereichen des kostenmanagments zusammensetzt:

  • Markt- bzw. kundenorientierte Zielkostenplanung
  • prozessorientierte, frühzeitige Kostenbeeinflussung
  • kosten- und qualitätsorientierte Koordination derjenigen Unternehmensbereiche, die während der Lebensdauer eines Produktes beteiligt sind.

 

Das Traget Costing wird zweckmäßigerweise am Beginn der Produktentwicklung eingesetzt. Mit Target Costing sollen Produkte im Rahmen dessen, was der Kunde voraussichtlich bezahlen wird, entwickelt werden. Es wird also gefragt: Was darf ein Produkt kosten?


Target Costing ist ein Konzept zum Kostenmanagement (Kostenplanung, -steuerung und -kontrolle), mit dem so früh wie möglich im Lebenszyklus eines Produktes eine marktorientierte Zielkostenplanung und Kostenbeeinflussung vorgenommen wird. Es ermöglicht, eine markt- und kundenorientierte Entwicklung von Produkten, hilft dabei, Kostentreiber zu identifizieren und Kosteneinsparmöglichkeiten systematisch zu erschließen.

Vorgehensweise beim Target Costing:
Man unterscheidet Zielkostenfindung, Zielkostenspaltung und Zielkostenerreichung.

In der ersten Phase, der Zielkostenfindung, werden Marktpreis und Absatzmengen ermittelt, so dass der Umsatz eines Produktes über den gesamten Lebenszyklus berechnet werden kann. Der geplante Verkaufspreis, der sich aus Marktforschungsergebnissen ergibt, ist der Target Price. Abzüglich des Gewinns, den das Unternehmen realisieren möchte (Target Profit), ergeben sich die maximal akzeptierten Kosten (Allowable Costs). Zusätzlich wird erhoben, wie hoch die Kosten bei derzeitiger Fertigung oder Zukauf wären (Drifting Costs). Schließlich werden die Zielkosten (Target Costs) ermittelt, die erreicht werden können. Häufig liegen die Zielkosten über den maximal akzeptierten Kosten, wenn diese Lücke vor dem Hintergrund der gegenwärtigen organisatorischen und technischen Rahmenbedingungen nicht geschlossen werden kann. In diesem Fall müssen permanent weitere Kostensenkungspotentiale gesucht werden, bis die Target Costs den Allowable Costs entsprechen. Die Abbildung erläutert diesen Zusammenhang.

Prozess der Zielkostenfindung:
In der Literatur werden 6 Verfahren besprochen, mit denen die Zielkosten bestimmt werden können:

  • Markt into Company: Bei diesem Verfahren werden die Zielkosten den erlaubten Kosten gleichgesetzt. Dieses Verfahren eignet sich für Unternehmen, die einem sehr intensiven Wettbewerbsumfeld ausgesetzt sind. Dieses Verfahren findet in der Praxis jedoch keine weite Verbreitung, weil es kaum Gestaltungsraum bietet.
  • Out of Company: Dieser Ansatz ermittelt die Zielkosten auf Basis der produktionstechnischen und betriebswirtschaftlichen Potenziale des Unternehmens, also interner Faktoren. Die Zielkosten liegen daher in der Nähe der Standardkosten. Der Marktbezug tritt dabei in den Hintergrund.
  • Into and out of Company: Dieser Ansatz ist eine Verbindung aus Market into Company und Out of Company. Die Faktoren zur Bestimmung der Zielkosten sind der Marktpreis und die vorhandene Technologie des Unternehmens.
  • Out of Competitor: Diese Methode leitet die Zielkosten aus denen der Konkurrenz ab, z.B. durch Benchmarking.
  • Out of Standard Costs: Dieses Verfahren bestimmt die Zielkosten auf Grundlage von bisherigen Erfahrungen und den Standardkosten bisheriger Produkte. Dieses Verfahren eignet sich besonders für unterstützende Abteilungen, vernachlässigt jedoch die strikte Marktorientierung.
  • Out of Value Chain: Diese Methode berechnet die Zielkosten auf Grundlage von Abschläge vom Standardkostenniveau. Dabei werden die zentralen Wertschöpfungsaktivitäten eines Unternehmens betrachtet. Diese Prozessperspektive ermöglicht es, das Target Costing mit der Prozesskostenrechnung zu verbinden.

Prozess der Zielkostenspaltung:
Die zweite Phase, die Zielkostenspaltung, auch Komponenten- oder Baugruppenmethode gennant,, fokussiert sich auf die Verteilung der gesamten Zielkosten auf einzelne Produktelemente und/oder Funktionen. Wenn die Zielkosten kein realistisches Abbild der ressourcenmäßigen Beanspruchung einzelner Komponenten bieten, wird das Produkt „am Markt vorbei“ entwickelt. Daher ist es das Ziel dieser Phase, marktorientierte Vorgaben für einzelne Produktmerkmale zu erhalten und diese mit den Kundenwünschen zu vergleichen. Auf diese Weise wird eine kundennutzenorientierte Ressourcenallokation sichergestellt. Grafisch werden diese Zusammenhänge in der sogenannten Funktionen-Komponenten-Matrix dargestellt. Sie unterstützt die Analyse, welche Komponenten eines Produktes an der Erfüllung des Kundennutzens maßgeblich beteiligt sind.

Zielkostendiagramm:

Das Zielkostendiagramm (Value Control Chart) erleichtert als weiteres Analyseinstrument die Datenauswertung.

Quelle: http://imihome.imi.uni-karlsruhe.de

Target-Costing-Diagramm Quelle: Buggert, W./ Wielpütz, A., Target Costing, München/Wien, 1995

Ein Zielkostenkontrolldiagramm stellt in einem Koordinatensystem die relative Bedeutung und den Kostenanteil der Funktionen bzw. Komponenten gegenüber. Mit den Bezeichnungen:

ergibt sich der Zielkostenindex als




Funktionen/Komponenten mit dem ZIk = 1 werden auf einer sogenannten Ideallinie abgetragen. Da dieser Idealfall einen zu enger Standard darstellt, wird eine Zielkostenzone definiert. Diese kann durch zwei Kurven in Abhängigkeit von dem Entscheidungsparameter q festgelegt werden.

Die Abweichungsbandbreite wird oft so gewählt, dass die Zielkostenzone mit zunehmendem Nutzenteilgewicht der Funktion/Komponenten enger wird. Dadurch konzentriert man sich auf die kostenbestimmenden Funktionen/Komponenten.

Eine Beschränkung der Zielkostenzone erfolgt in der Praxis häufig über die folgenden Funktionen:



Im Zielkostendiagramm stellt sich eine solche Beschränkung der Zielkostenzone dann beispielsweise folgendermaßen dar Im Target-Costing-Diagramm werden Kostenanteil und Nutzen einzelner Produktkomponenten mit Hilfe von Zielkostenindices verglichen.
Bei der Interpretation des Ziekostendiagramms treten drei mögliche Ergebnisse auf:

  • Werte in der Zielkostenzone befinden sich im Toleranzbereich, sodass keine Notwendigkeit für weitere Maßnahmen besteht.
  • Produktkomponenten, die sich links oberhalb der Zielkostenzone befinden, gelten als zu teuer, d.h. Kostensenkungen sollten folgen.
  • Ergebnisse rechts der Zielkostenzone repräsentieren den angestrebten Kundennutzen noch nicht optimal. Die Möglichkeit zur Steigerung des Produktnutzens durch Funktionsoptimierung besteht.

Prozess der Ziellkostenerreichung:
Die dritte Phase, die Zielkostenerreichung, beschreibt die konkrete Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen. Eine Systematisierung der Modelle, Methoden, und Instrumente des Target Costings führt zu drei Gruppen zur Zielkostenerreichung:

  • Konstruktions- bzw. technologieorientierte Ansätze, wie Reverse Engineering oder Wertanalysen, zielen darauf ab, frühzeitig relevante Kosteninformationen bereitzustellen. Dies ermöglicht es bereits in der Planungsphase Gestaltungvorschläge auf Basis ihrer Kostenstrukturen zu beurteilen.
  • Zu den produkt- bzw. prozessorientierten Ansätzen zählen Instrumente wie beispielsweise Benchmarking, Prozesskostenrechnung, Lebenszykluskostenrechnung oder Quality Function Deployment.
  • Organisatorische Ansätze beinhalten Instrumente wie z.B. Just-in time, funktionsübergreifende Teams oder Projektkostenrechnung.

Handlungsanleitung:
nach M.Volkmann, WiWi Uni Karlsruhe:

Phasen Ansätze/Instrumente
Ermittlung Target Price •    Kundenbefragungen
•    Benchmarking
•    Preisfindung für Neuprodukte
•    Testmärkte
Bestimmung Target Margin •    Return on Investment (ROI)
•    Return on Sale (ROS)
Zielkostenfindung •    Market into Company
•    Out of Competitor
•    Out of Company
•    Into and out of Company
Zielkostenspaltung •    Komponentenanalyse
•    Funktionsanalyse
•    Conjoint Analyse
•    Zielkostenkontrolldiagramm

Schwächen des Target Costing:
Trotz seiner Vorteile hat Target Costing einige Schwächen. So wird im Rahmen der Zielkostenspaltung davon ausgegangen, dass sich die Markt- und vor allem die Kundendaten präzise ermitteln lassen. Die ist jedoch kaum oder nur mit erheblichen Aufwand braucvhbar möglich. Auch die Bestimmung des Toleranzbereichs im Zielkostenkontrolldiagramm. Eine individuelle Anpassung durch das Unternehmen ist notwendig.
Damit einher geht, dass der Zusammenhang zwischen den einzelnen Zielkosten, insbesondere auf Produktkomponenten heruntergebrochen,  und der differenzierten Betrachtung von Kundenpräferenzen nicht immer eindeutig ist. Mitunter tragen teure Produktbestandteile wenig zum wahrgenommenen Wert bei, während z.B. Design- bzw. Imagekomponenten von den Kunden als außerordentlich wichtig wahrgenommen werden.

Fazit:
Target Costing ist eine wertvolle Methode zu einem systematischen Kostenmanagement. Effizientes Target Costing ist aber Spezialisten Sache.
Wir helfen Ihnen gerne, die Vorteile des Target Costing auch auszuschöpfen.

 

Folgenden Artikel haben wir im Archiv der Uni Karlsruhe zum Target-Costing gefunden:

Download Target-Costing.pdf